Eine Pause zum Jahresende tut allen gut

31. Oktober 2017

 

Breitensportler haben es selten so schön wie die Profis: Sie müssen ihre Zeit geschickt einteilen, wenn sie neben dem Beruf noch ein ambitioniertes sportliches Hobby ausüben. Dies umso mehr, da die Ansprüche im Hobbysport in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Es wird nach fixem Trainingsplan mit meist ambitiöser Zielsetzung trainiert, wovon man so schnell nicht abweichen will. Die Trainingsumfänge betragen nicht selten gegen zehn oder gar mehr Stunden in der Woche, und dies trotz dicht gedrängtem Berufsleben. Dass in einer solchen Konstellation sowohl Körper wie auch Geist Ruhephasen benötigen, ist wohl allen klar. Die Frage aber lautet: Wann braucht es wie viel Ruhe und Erholung? 

Die schlechte Nachricht. Genau dies ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Wann ein Körper, der regelmässig sportlich leisten muss, so langsam in eine Erschöpfung hineinschlittert und wie man dies rechtzeitig erkennen könnte, ist auch heute noch Gegenstand umstrittener – und oft in erster Linie wissenschaftlich geführter – Diskussionen. Obwohl in dieser Diskussion eben nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit ausschlaggebend ist, sondern auch die Psyche, sprich mentale Frische eine entscheidende Rolle spielt. 

Und genau dies ist ein wesentlicher Knackpunkt, denn vor allem ambitionierte Hobbysportler sind meist von Haus auf derart motiviert, dass sie nur sehr ungern eine Ruhepause einlegen und dabei oft von schlechtem Gewissen geplagt werden, ihre Form zu vernachlässigen. Eine Regel, wie viele Trainingsstunden dabei zu viel sein können, gibt es nicht. Die einen geraten schon mit vier wöchentlichen Sportstunden in eine Erschöpfung, wenn gleichzeitig die Berufs- und Familienwelt zu hektisch sind und der Schlaf zu kurz kommt, und andere befinden sich auch mit zehn Stunden Training wöchentlich in einem harmonischen Gleichgewicht, weil sie gezielt Ruhephasen einbauen können.

Aktive Regeneration

Deshalb ist für alle sportlich aktiven Menschen wichtig, zumindest einmal im Jahr seinen gewohnten Trainingsablauf über den Haufen zu werfen und neue Wege zu gehen. Das bedeutet: keine auszehrenden Trainingseinheiten mehr oder am besten gar kein Sport in den gewohnten Disziplinen und viele neue Bewegungsformen ausüben. Diese dürfen dabei durchaus so ausgewählt werden (vor allem dann, wenn das Gewissen plagt), dass auf ruhige und konstante Art an der Grundlagenausdauer gearbeitet wird (z. B. Schneeschuhlaufen, Skitouren, Winterwandern). Aber auch Stretching, Gymnastik, lockeres Schwimmen oder Spaziergänge gehören zu diesen so genannt aktiven Erholungsmassnahmen, bei denen der Köper nur sehr moderat und in ungewohnter Form eingesetzt wird. 

Ebenso wichtig sind aber auch Tagesinhalte, die für einmal nichts mit Sport zu tun haben und dem Geist neue Nahrung geben. Kino, Konzert, Lesung, Oper – der Möglichkeiten gibt es viele! Ein frischer Geist ist ebenso Voraussetzung für eine Topmotivation und gute Leistungen wie eine gute körperliche Verfassung. Eine Zeit der "Trainingspause" führt daher nicht selten dazu, dass man realisiert, dass es auch noch andere wichtige Dinge gibt im Leben und der Sport in erster Linie als Ausgleich betrieben werden sollte und nicht als Lebensinhalt!

Passive Erholung

Des Weiteren darf man sich in solchen Fällen auch ganz bewusst passiven Erholungsmassnahmen widmen, die man sich sonst nur sehr selten gönnt. Dazu gehören Sauna, Massage, Schlaf, Dampf-, Sprudel- oder Wärmebad, aber auch Entspannungstechniken wie z. B. Yoga oder mentales Training oder eine bewusste Ernährung. Passive Massnahmen verbessern nicht nur das subjektive Wohlbefinden, sondern auch die Geschmeidigkeit der Muskulatur. 

Gönne Dir daher gegen das Jahresende einige Wochen der Erholung, Ruhe und Musse für Körper und Geist. Du wirst daraus gestärkt mit neuen Energien und neu aufgeladenen Batterien zurückkommen und deine Angst, dabei die Form zu verlieren, wird sich als unbegründet herausstellen.

Wertvolle Gedankenarbeit

Ebenso wertvoll ist auch, in dieser Zeit das vergangene Jahr zu analysieren. Überlege dir, welcher Trainingsmodus sich wie ausgewirkt hat. Wann warst du in Form, wann fühltest du dich gut, wann eher in einem Tief oder nur mässig motiviert? Versuche die Zusammenhänge herauszufinden, damit du deine Form so steuern kannst, wie du dir das vorstellst.

Im Hobbysport besteht die Kunst nicht darin, immer mehr zu trainieren, sondern den geschickten Wechsel zwischen Belastung und Entlastung zu finden und zwischendurch die Batterien aufzuladen. Es gilt das Training qualitativ zu steigern und gleichzeitig die Regenerationszeit zu verkürzen, damit baldmöglichst wieder ein sinnvoller Trainingsreiz gesetzt werden kann. Und es gilt, nach Monaten des Trainings innezuhalten und umsichtig zu planen. Die Regeneration gehört zum Trainingsleben dazu wie siamesische Zwillinge zusammengehören und wer aus Zeitmangel, schlechtem Gewissen oder Über-Ehrgeiz heraus die Regeneration sausen lässt, erhält eher früher als später die Quittung dafür. 

Gute Erholung!
 

 

 

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