Interview mit Alessandra Keller

8. August 2022

Foto: KifCat

Zum ersten Mal in ihrer Karriere konnte die ehemalige U23-Weltmeisterin bei den Aktiven ein Cross-Country Rennen gewinnen.

Wie hast du «deinen» Tag erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

Der Tag meines ersten Cross-Country-Sieges war ein sehr spezieller. Zuerst hiess es am Morgen, es seien 7 statt 6 Runden zu fahren und von fast trockenen Bedingungen wechselte es während dem Rennen aufgrund aufkommenden Regens auf schlammige Verhältnisse. Bereits vor dem Rennen war ich davon überzeugt, dass hier diejenige gewinnen würde, die sich auf sich und ihr Rennen konzentriert, gut mit den Bedingungen klarkommt und am wenigsten Fehler macht. Und genau so war es. Ich hatte das beste Risikomanagement, konnte meine physischen und technischen Fähigkeiten ausspielen, war mental stets auf der Höhe des Geschehens und konnte deshalb die anderen hinter mir lassen.

Nach drei schwierigen Jahren mit schweren Verletzungen war es wunderschön, hier als Siegerin über die Ziellinie zu fahren. Ich musste in dieser Zeit viel und hart arbeiten und betrachte es deshalb als Lohn dafür. 

Je mehr Erfolg man hat, desto grösser werden der Druck und die Erwartungen. Wie gehst du mit dieser Situation um? Welche Ratschläge kannst du Hobbysportlern eventuell geben, die vor Wettkämpfen ebenfalls unter Nervosität leiden?

Meistens ist der eigene Druck grösser als derjenige von aussen. Und mit dem eigenen Druck muss man lernen umzugehen. Je besser man das im Griff hat, desto eher kann man die persönliche Bestleistung abrufen. 

Hobbysportlern empfehle ich, dass sie versuchen herauszufinden, wie sie ihre Leistung am besten ohne Nervosität abrufen können. Sei es mit Beruhigung, Ablenkung oder anderen Wettkämpfen, damit sie im Rennmodus sind.

 

Welches sind deine drei wichtigsten Trainingstipps für Hobbybiker, die dieses Jahr noch an einem Rennen (MTB Marathon) starten möchten?

  1. Fang auf deinem Niveau an und überfordere dich nicht. 
  2. Baue Schritt für Schritt auf und plane die einzelnen Schritte nicht zu gross.
  3. Geniesse den Prozess des Besserwerdens und freue dich auf den Event.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Einen wirklichen Geheimtipp habe ich keinen. Konstanz und vertraute Abläufe zum Beispiel im Training, in der Ernährung und im Wettkampf wirken sich aber positiv auf die Leistung aus.