Interview mit Edi Telser

22. November 2021

Foto: Swiss Cycling

Mit 4 Medaillen kehrte das Schweizer Radsport-Frauen-Nationalteam von den olympischen Spielen aus Japan zurück in die Schweiz. Baumeister dieser historischen Erfolge ist der Südtiroler Edi Telser, der die Frauen seit 2013 betreut.

Wie hast du die olympischen Spiele mit den 4 Medaillen erlebt? Kannst du uns Einblick in deine Gefühlswelt geben?

In Japan habe ich die Dimension unserer Erfolge gar nicht richtig realisiert. Die Wettkampfstätten von Strasse und MTB waren über eine Autostunde voneinander entfernt. Zwischen Trainings und Wettkämpfen blieb kaum Zeit, wir waren täglich am Pendeln. Ich funktionierte einfach, die Anspannung war hoch. Erst als ich im Flugzeug sass – die Girls hatten mir den Business-Rückflug geschenkt – und ich mich erstmals richtig entspannen konnte, wurde mir bewusst, was wir in den letzten Tagen vollbracht hatten. Da spürte ich dann schon eine grosse innere Freude. Das Schönste war, dass alle Athletinnen happy waren, weil alle eine Medaille gewonnen hatten. Im Normalfall benötigen die Enttäuschten am meisten Aufmerksamkeit. In diesem Fall gab es nur glückliche Gesichter. Für mich als Trainer war das ein unglaublich schönes Gefühl.

Welches waren in deinen Augen die wichtigsten Mosaiksteine für diese Erfolge?

Meines Erachtens waren drei Punkte entscheidend: Erstens waren wir nahezu optimal vorbereitet. Bei den Athletinnen war das Gefühl vorhanden, in der Vorbereitung alles richtig gemacht zu haben. Zweitens waren wir in der Lage, uns den herausfordernden, sich verändernden Verhältnissen innert kürzester Zeit anzupassen. Drittens war unser Gesamtpaket vor Ort perfekt: Athletinnen, Staff und Material waren topp – es hat einfach alles zusammengepasst.

Welche 3 Tipps kannst du den Hobbyfahrer:innen mit auf den Weg geben, so dass 2022 ein Erfolg wird?

  1. Tut das, was euch Spass macht und Freude bereitet.
  2. Kontrolliert euer Material und eure Kleidung auf die Funktionstüchtigkeit. Und gönnt euch im Zweifelsfall etwas Neues – das verleiht euch zusätzliche Motivation.
  3. Sucht euch eine gute Trainingsgruppe, sofern ihr noch keine habt. Gemeinsam macht es mehr Spass.

Winter steht bevor. Für viele Radfahrer:innen eine ungeliebte Zeit. Welches sind deine 3 wichtigsten Tipps fürs Wintertraining?

  1. Ebenso wichtig wie das Wintertraining ist die Pause davor. Gönnt euch eine Auszeit, diese darf auch etwas länger dauern. Erst wenn ihr erholt seid, werdet ihr wieder richtig Lust verspüren, ins Training einzusteigen.
  2. Nutzt die Gelegenheit, um eure Trettechnik und die Kraftübertragung mittels spezifischer Tretfrequenzübungen zu verbessern.
  3. Achtet auf eure Gesundheit. Und wenn ihr trotzdem von einem Infekt heimgesucht werden solltet, dann kuriert diesen richtig aus. Wer zu früh beginnt, läuft Gefahr, die Krankheit zu verschleppen und sehr viel Zeit zu verlieren.

Gibt es einen Geheimtipp aus dem Bereich Training, Material, Ernährung oder Erholung, den du gerne anwenden lässt und uns preisgeben kannst?

Geheim ist das nicht, aber ich rate einfach allen, der Erholung das nötige Gewicht beizumessen. Die Erholung sollte ein fixer Bestandteil des Trainingsplans sein.