Interview mit Fabienne Schlumpf

1. November 2016

Mit neuem Schweizer Rekord stürmte Fabienne Schlumpf an den olympischen Spielen in Rio in den Final über 3000m Steeple. Die 15-fache Schweizermeisterin und Fünfte der Europameisterschaften in Amsterdam überzeugt auf der Bahn, der Strasse und im Cross.  

Du hast dein Leistungsniveau über Jahre hinweg kontinuierlich steigern können. Welches sind in deinen Augen die drei wichtigsten Elemente, die dazu beigetragen haben? 

  1. Bis jetzt bin ich von grösseren Verletzungen verschont geblieben und musste mit Ausnahme vom Sommer 2015, wo ich an Überlastungssymptomen litt, nie eine längere Trainingspause einlegen. 
  2. Mein Freund und Trainer Michi Rüegg kennt mich schon sehr lange und hat mich seit 2007, wo ich mich fürs Laufen entschieden habe, behutsam aufgebaut und mein Trainingspensum langsam von Jahr zu Jahr gesteigert. 
  3. Meine Familie, Freunde, Sponsoren und mein Verein haben mich immer unterstützt und an mich geglaubt. Dank ihnen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und darf jeden Tag das tun, was ich am liebsten mache. 

Du bist nach wie vor als Kauffrau tätig und musst somit Beruf und Training unter einen Hut bringen. Wie organisierst du dich, damit weder das Training noch die Erholung zu kurz kommt?  

Dank meinem Arbeitgeber, der Stadtverwaltung Wetzikon, kann ich meine Arbeitszeit flexibel einteilen und komme in den Genuss von zusätzlichen Ferientagen. Dadurch ist es mir möglich, jedes Jahr viele Wochen in Trainingslagern und an Wettkämpfen zu verbringen. Durch meinen kurzen Arbeitsweg kann ich meinen Tagesablauf sehr effizient gestalten und habe genug Zeit für mich und um mal einfach die Beine hochzulegen. 

Wir sehen dich auf der Bahn, an Strassenläufen und auch im Cross. Kannst du uns einen Überblick geben, wie viel du in welcher Phase des Jahres pro Woche läufst, alternativ trainierst, Gewichte stemmst und in die Erholung steckst?  

Ich mag es, auf verschiedenen Strecken unterwegs zu sein. Der Jahreshöhepunkt war bis jetzt immer im Sommer an einem internationalen Grossanlass. Im Winter hole ich mir bei Crossläufen die Kraft und Härte für die lange Bahnsaison und dazwischen baue ich immer wieder gerne Strassenläufe als wettkampfmässige Trainings ein oder als Abwechslung im Trainingsalltag. 

Die Anzahl wöchentlicher Laufkilometer hängt ganz von der Trainingsphase ab. Im Winter laufe ich deutlich mehr Kilometer pro Woche als im Sommer, wenn auch mal kurze Läufe auf der Bahn auf dem Programm stehen. Alternativtraining steht bei mir vor allem zu Beginn der Grundlagenphase auf dem Plan. Da ersetze ich gerne mal einen Dauerlauf durch eine Biketour oder ein paar Längen im Hallenbad. Das Krafttraining gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingseinheiten. Ich bin lieber draussen in der Natur unterwegs. Doch was sein muss, muss sein und deshalb bin ich normalerweise 1x pro Woche im Kraftraum, wobei wir viel mit eigenem Körpergewicht und Medizinbällen arbeiten. 

Wir stecken mitten in der Herbstlaufsaison. Welches sind deine drei wichtigsten Trainingstipps für Hobbyläufer für erfolgreiche Wettkämpfe?  

  1. Eine gute Planung der Wettkämpfe ist sehr wichtig. Am besten sucht man sich einen Zielwettkampf aus, an dem man dann seine beste Leistung abrufen möchte und plant die Wettkämpfe vorher in die Vorbereitung mit ein. 
  2. Eine gute Grundlage ist wichtig und deshalb sollte vor allem zu Beginn der Vorbereitung die Verbesserung der Grundlagenausdauer im Vordergrund stehen. 
  3. Jede Woche sollte eine schnelle Einheit auf dem Plan sein. Je näher der Zielwettkampf kommt, desto kürzer und intensiver sollen die Läufe sein. Viel Spass!
Foto: ZVG