Interview mit Friedrich Dähler

12. April 2016

Friedrich Dähler ist eigentlich Ultra-Radrennfahrer. Doch nachdem er einen Bandscheibenvorfall erlitt, musste er seinen Start zur Tortour (Nonstop-Radrennen über 1000km und 14'500 Höhenmeter) absagen. Aus der Not hat er eine Tugend gemacht: Weil sich beim Bergauflaufen die Schmerzen linderten, spulte er immer mehr Kilometer am Berg ab. Schliesslich kam die Idee mit dem Weltrekord.

Während 24 Stunden hast du 20'407 Höhenmeter bewältigt und damit den bisherigen Rekord um über 3000 Höhenmeter übertroffen. Wie sah das Training auf diese ausserordentliche Leistung aus?

Das Training sah eigentlich wie gewohnt aus. Nur waren die Trainings auf dem Rennrad durch den Bandscheibenvorfall lange Zeit begrenzt und viel kürzer. Dafür trainierte ich zwei Mal pro Woche am Gurten (Rauflaufen und per Bahn runter und dies bis zu knapp 10 Mal). Ab Mitte April war ich dann alle zwei Wochen einmal am Niesen (normalerweise 3 Aufstiege pro Training). Vor dem Rekord trainierte ich noch 3 Mal auf der Weltrekordstrecke und machte einen Testlauf über 11 Stunden mit 11 Aufstiegen. Zusätzlich nahm ich noch am Niesentreppenlauf teil. Die Lauftrainings nahmen gesamthaft vielleicht 15 - 20% des Trainings ein. 

Eine Schwierigkeit bestand darin, eine geeignete Strecke zu finden. Welche Kriterien waren für diesen Rekord entscheidend?  

Beim Schweizer Seilbahnverband erhielt ich eine Broschüre mit allen Schweizer Bergbahnen. Mit Hilfe eines kleinen Excelprogramms fand ich die geeignete Bahn. Die wichtigsten Faktoren waren eine sehr steile Wegstrecke, mindestens 700 Höhenmeter, eine schnelle Bahn und nicht zu hoch gelegen. Die Aeugstenbahn in Ennenda (Glarus) war dazu ideal. Dazu kam, dass die Betreiber meine Idee genial fanden und mich überall sehr gut unterstützten. 

Welche Herausforderungen hattest du während dem Rekordversuch zu meistern?  

Beim 11 stündigen Testlauf machte ich knapp 11‘000 Hm. Es lief wirklich sehr gut. Als ich danach nach Hause wollte, hatte ich plötzlich schwerste Schwindelanfälle. Ich wusste nicht wieso und weshalb. Dies machte mir im Vorfeld grosse Sorgen, denn physisch war ich mir sicher den Rekord knacken zu können, aber sollte ich wieder Schwindelanfälle bekommen, wäre dies natürlich kaum möglich. Schlussendlich musste ich dank meinem super Team einzig und alleine rauflaufen und dies genoss ich trotz garstigem und kaltem Regenwetter sehr. Wir durften gemeinsam ein super Wochenende erleben. 

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Welche grundsätzlichen Tipps kannst du von deinem Rekordlauf Sportlerinnen und Sportlern mit auf den Weg geben?  

Eine sehr gute Vorbereitung ist sicher das A und O. Dazu gehört auch die Planung von Details und Eventualitäten. Eine realistische Zielsetzung verhindert, dass man sich zu hohe Ziele setzt und dann enttäuscht wird. Mir läuft auch nicht jedes Training genau gleich, trotzdem sage ich mir immer, dass mich jedes Training ein Stück weiterbringt und ich dabei immer mein bestes gebe. Das wichtigste aus meiner Sicht ist den Sport zu geniessen, es ist meine grosse Leidenschaft, egal ob das Ziel nun eine gute Rangierung an einem Rennen ist oder einfach eine schöne Tour mit Freunden ist. Wäre meine einzige Motivation Wettkämpfe oder Rekorde, dann wäre die Freude schnell dahin. Ich geniesse und schätze auch das Gut der Gesundheit, nach meinem Bandscheibenvorfall, als ich mehrere Wochen kaum mehr gehen konnte und starke Schmerzen hatte, weiss ich dies umso mehr zu schätzen. Deshalb sicher auch mein Tipp: Unbedingt auf den eigenen Körper hören, vielseitig trainieren, Körper und Geist die nötige Ruhe, Gelassenheit und Regeneration geben und diese Zeit auch wirklich geniessen.

Foto: ZVG