Interview mit Jasmin Liechti

15. Januar 2025

Foto: frontalvision

Bis vor kurzem war Jasmine Liechti nur Insidern ein Begriff. Das hat sich seit den Rad-Weltmeisterschaften im vergangenen September in Zürich schlagartig geändert. Die 22-jährige Bernerin wurde U23-Vizeweltmeisterin im Zeitfahren.

Weltmeisterschaften Zürich ITT
Mein persönliches Highlight der Saison 2024. Vor Heimpublikum den U23-Vize-Weltmeistertitel im Zeitfahren zu gewinnen war besonders und bildete den perfekten Abschluss einer tollen Saison. 

Ziele 2025
Es wird die erste Saison für mich in der Elite Kategorie sein. Cool wäre, wenn ich für ein internationales TT selektioniert werden würde. Ansonsten habe ich mir die Bahn WM und EM im Kalender dick angestrichen wie auch einzelne .1 und .2 Strassenrennen. 

Nexetis – Neues Team 2025 
Seit diesem Jahr hat die Schweiz ein internationales Frauenradteam, nämlich das UCI Women’s Continental Team NEXETIS. Es ist ein von Swiss Cycling lanciertes Förderprogramm für den Nachwuchs von Athletinnen. Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein und freue mich auf die kommende Saison mit Radrennen in ganz Europa.  

Rennbahn
Als ich mit dem Radsport begonnen habe, wurde ich von Swiss Cycling von Anfang an auch auf der Bahn gefördert. Die Bahn faszinierte mich enorm und so blieb ich dort ‘’hängen’’. Die Strasse und Bahn ergänzen sich für mich optimal. Die Rennen sind kürzer und dadurch schneller und taktischer. Im Vergleich mit den langen Strassenrennen gibt dies eine schöne Abwechslung im Rennkalender.

Studium
Es ist mir wichtig, nicht nur an meiner Physis zu arbeiten, sondern mich auch geistig herauszufordern. Mein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Bern bringt eine willkommene Abwechslung in meinen sportlichen Alltag. Zwar erfordert es ebenfalls Disziplin und Organisation, doch es ist tut gut, von Zeit zu Zeit in einem anderen Umfeld zu sein. 

Training 
Mein Training besteht fast ausschliesslich aus Radfahren, wobei ich meistens draussen unterwegs bin. In den Wintermonaten, wenn die Temperaturen sinken, weiche ich jedoch auf den Indoor-Rollentrainer aus. Trainingslager im Süden, wie in Calpe oder Girona, bieten mir einen angenehmen Wechsel und die Möglichkeit, bei besseren Bedingungen intensiv zu trainieren und mich auf die kommende Saison vorzubereiten. 

Coach
Ich arbeite eng mit meiner persönlichen Trainerin Anna Wiese zusammen. Sie plant mir meine täglichen Trainings und bereitet mich optimal auf die bevorstehenden Rennen vor. 

Meine Stärke
Meine grösste Stärke liegt im Zeitfahren.  Im Strassenrennen kann ich mein Zeitfahr-Tempo oft in entscheidenden Momenten gezielt einsetzen, um z.B. in Ausreissversuchen mein eigenes Tempo durchzuziehen und den anderen Fahrern davonzufahren. Zudem hilft mir die Fähigkeit, mich voll auf meine Leistung zu konzentrieren und die mentale Stärke aus dem Zeitfahren zu nutzen, auch in intensiven Rennphasen ruhig und fokussiert zu bleiben

Meine Schwäche
Lange steile Aufstiege und Schoggi.

Orientierungslauf
Orientierungslauf war über zehn Jahre meine grosse Leidenschaft. Besonders die Kombination aus körperlicher Fitness und der hohen geistigen Herausforderung gefiel mir sehr. Am Ende meiner Gymnasialzeit entschloss ich mich dann, zum Radsport zu wechseln, um mich einer neuen Herausforderung zu stellen und meine sportlichen Ziele weiter zu verfolgen.

Schlüssel zum Erfolg
Viel Fleiss, Disziplin und Wille, alles aber mit der notwendigen Prise Lockerheit. 

Geheimtipp
Siegen ist Kopfsache. Ein regelmässiges und gezieltes Mentaltraining ist für mich daher nicht mehr wegzudenken.