Interview mit Markus Ryffel

2. August 2016

In den 80er-Jahren prägte Markus Ryffel die Leichtathletik-Szene. Er gewann Edelmetall an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Zudem siegte er mehrmals unter anderem am Grand Prix von Bern, am Murtenlauf oder am Greifenseelauf. Nach der sportlichen Karriere baute Markus Ryffel Sportgeschäfte, Laufkurse, Aktivferien und mit Aqua-Fit und Nordic Walking Sportarten auf. Er hat die Sport- und insbesondere die Laufszene in der Schweiz nachhaltig geprägt.  

Vor 32 Jahren hast du deinen grössten sportlichen Erfolg gefeiert. Welches waren in deinen Augen die Schlüssel zum Erfolg? Und welches davon sind die wichtigsten drei Tipps, die du Sportlern mit auf den Weg geben möchtest?  

Laufen ist und war meine Leidenschaft. So war das Training stets mit Liebe und Freude verbunden. Auch Wettkämpfe haben mich sehr motiviert und angespornt. Sich mit anderen messen, über sich hinauswachsen und bis über die Ziellinie kämpfen, das ist Adrenalin pur. 

Erfolg aber ist das Ergebnis vieler einzelner Mosaiksteinchen. Wichtige Eckpunkte sind sicher, seinen Sport mit Freude auszuüben, gerne zu tun, was man macht. Weiter wird im Ausdauersport Stufe um Stufe erdauert und erarbeitet, bis sich die ersten Erfolge einstimmen. Dazu kommen körperliche Voraussetzungen, ein optimales Umfeld privat und beruflich sowie ab und zu auch etwas Glück. 

Das Rennen damals in Los Angeles wurde gemäss deiner Aussage primär im Kopf entschieden. Was lief bei dir jeweils während den Rennen im Kopf ab? Wie hast du jeweils auf aufkommende negative Gedanken reagiert?  

Im Wettkampf wird es immer hart, mal früher, mal später. Sich auf diesen Augenblick gezielt vorbereiten, diesen harten Moment visualisieren und fühlen. Das hilft, um sich dann ohne „Wenn & Aber“ an die vordere Ferse zu heften. Seinen Fokus so zu setzen und alle anderen Gedanken ausblenden, ist nicht einfach und braucht Übung (Los Angeles waren meine dritten Olympischen Spiele). Und irgendwann reicht es, im Zeitpunkt X über sich hinauszuwachsen. 

Was würdest du anders machen, wenn du das Rad der Zeit zurückdrehen könntest? (in Bezug auf Training, Erholung und Planung)  

Glücklicherweise können wir das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Es gibt immer Dinge, die man rückblickend vielleicht andersrum tun würde. Aber was wäre das? Ich schätze mich sehr glücklich, wie meine Karriere verlaufen ist und bin sehr dankbar dafür. 

In der Vergangenheit oder in der Zukunft schwelgen, das darf man. Aber das Leben findet genau dann statt, wenn man eifrig Pläne schmiedet. 

 

Nach deiner Aktivkarriere bist du in der Sportszene hängengeblieben und hast den Breitensport gefördert. Welches sind deine (drei) wichtigsten Tipps erstens für die Jugendlichen, zweitens für die berufstätigen Hobbysportler und drittens für alle älteren Menschen? 

In der Jugend möglichst vielseitig trainieren und sich Zeit zur Entwicklung geben. Berufstätige brauchen eine gute Planung, damit Beruf, Sport und Familie in der Balance stehen. Bei Zeitmangel ist es ratsam, das Training zu kürzen (vielleicht dafür zu intensivieren) oder auch mal ganz zu streichen, denn Ruhe ist auch Training. Damit ich bis ins hohe Alter gesund bleibe, gehören Bewegung und Ernährung dazu. Empfehlenswert ist, verschiedene Ausdauer-Sportarten zu betreiben und so einen gezielten präventiven Effekt gegen die „Geisel Nr. 1 Herzkreislauf-Beschwerden“ zu erzielen. Für „Geisel Nr. 2 Rücken-Kreuzbeschwerden“ gehören 2-3x wöchentlich Kraftgymnastik auf den Plan und so werden die Voraussetzungen geschaffen, 20 Jahre 40 oder 40 Jahre 20 zu bleiben. 

Für alle gilt: Step by Step! Häufig stellt man an sich sehr hohe Anforderungen, möchte möglichst schnell viel erreichen. Vielmehr sollte man langfristig denken, sich langsam, aber stetig verbessern. Ebenso wichtig ist, sich Momente zu gönnen, wo der Kopf und der Körper nicht an den Sport erinnert werden. 

Du bist bekannt dafür, immer wieder neue Ideen zu realisieren. So hast du zum Beispiel mit deinem Bruder Urs Aqua-Fit und Nordic Walking in der Schweiz salonfähig gemacht, den ersten reinen Walking-Event ins Leben gerufen oder beim Greifenseelauf ein Kantonsduell (2016: Luzern / Zürich) eingeführt. Die letzte Idee ist die «Markus Ryffel’s Relay». Kannst du uns mehr dazu sagen? 

Die Markus Ryffel’s Relay versucht am Greifenseelauf als 21er Staffel den Halbmarathon-Weltrekord oder den bestehenden Schweizerrekord zu knacken. 21 Läuferinnen und Läufer werden am 17. September vor dem Hauptfeld auf die Strecke geschickt. Werden die Marken pulverisiert? Die Halbmarathon-Weltrekordzeit liegt bei 58:23 / 2:46 pro Kilometer (Zersenay Tadese, Lissabon 2010), der Schweizer-Rekord bei 60:42 / 2:53 pro Kilometer (Tadesse Abraham, Barcelona 2015). 2015 fehlten zum Weltrekord lediglich 10sec. 

Und so geht's:  Gesucht werden Läuferinnen und Läufer, die einen Kilometer unter 3 Minuten laufen können, besser noch unter 2:55 Minuten. FIT for LIFE und Markus Ryffel‘s stellen aus allen Anmeldungen zwei Staffeln zusammen, die versuchen, die Rekorde zu brechen. Jedes Staffelmitglied läuft einen Kilometer und übergibt dann den Stab dem nächsten Läufer. Die Staffel wird fünf Minuten vor dem Eliteblock ins Rennen geschickt. Der Transport der Staffelläufer wird organisiert. 

Mehr Informationen zur «Markus Ryffel’s Relay»

 

 

Foto: ZVG