Interview mit Martina Strähl

29. Dezember 2015

2015 scheint das Jahr von Martina Strähl gewesen zu sein. Die zierliche Läuferin aus Oekingen (SO) hat dieses Jahr 15 Siege heimlaufen können und dabei 8 Streckenrekorde erzielt. Der Erfolgshunger der Heilpädagogin ist aber noch lange nicht gestillt. Ihr Ziel sind die olympischen Spiele von Rio.  

Ob Stadtlauf, Berglauf oder Marathon – du bist überall in den Siegerlisten zu finden und insbesondere bei Bergläufen meist nur von ganz wenigen Männern geschlagen worden. Wie erklärst du deine Stärke in allen Bereichen?

Ich liebe die Abwechslung. Sowohl im Training, als auch im Wettkampf. Ich gestalte daher mein Lauftraining ganz abwechslungsreich und trainiere auch viel alternativ. Ich bin es mir seit Jahren gewohnt, verschiedene Sport- und Trainingsarten in verschiedene Disziplinen umzusetzen. Zudem behaupte ich, dass eine gute Berg- und Marathonläuferin auch auf kurzen Distanzen schnell sein sollte. 

In jungen Jahren wurdest du immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Welches sind deine drei wichtigsten Tipps für Läuferinnen und Läufer, um beschwerdefrei die Leistung zu optimieren?  

  1. Es ist ratsam, im Training auf sein Körpergefühl zu hören und auch so handeln. Das braucht eine gewisse Flexibilität in der Trainingsgestaltung und es kann nicht stur an einem Trainingsplan festgehalten werden. Die Selbstdisziplin und die nötige Konsequenz darf dabei aber nicht verloren gehen. Zudem sollte das Körpergefühl nicht mit der Motivation verwechselt werden.
  2. Das Training sollte abwechslungsreich gestaltet werden. Ein vielfältiges Training mit einigen alternativen Einheiten (Velo, Bike, Crosstrainer, Schwimmen etc.) entlastet erstens den Körper und zweitens ist die Lust auf Laufen nach einem lauffreien Tag wieder viel grösser.
  3. Dem Körper sollte nach strengen Trainingseinheiten genügend Erholung gegönnt werden (Massage, Physio, Sauna, Wellness, Schlaf). Weniger ist manchmal mehr! 

Dein grosses Ziel sind die olympischen Spiele in Rio. Wie sieht deine Vorbereitung auf das grosse Ziel aus?

Ich schaue immer in kleinen Schritten voraus. Ich nehme Woche für Woche und passe das Training meiner körperlichen Verfassung an. Dabei habe ich die olympischen Spiele und somit auch die zu erreichende Limite immer im Hinterkopf. Um diese zu erreichen arbeiten mein Trainer Fritz Häni und ich momentan einen optimalen Wettkampfplan aus. 

Deine grosse Stärke liegt am Berg. Das hast du nicht erst dieses Jahr bewiesen. Worauf sollten Hobbyläufer zum Beispiel auf dem Weg zu einem Zermatt Marathon insbesondere den Fokus legen, wenn sie sich optimal vorbereiten, beziehungsweise verbessern möchten?

  1. Wichtig ist, dass regelmässig ein längeres flaches Lauftraining mit einem Berglauftraining verbunden wird. Die Umsetzung vom Flachen ins Bergige bereitet vielen Läufer Schwierigkeiten und das sollte geübt werden! Sowohl beim Zermatt Marathon, als auch beim Jungfraumarathon ist die Strecke zuerst flach und anschliessend geht es bergauf.
  2. Bei einem Bergmarathon fällt die Entscheidung meistens im Kopf. Daher ist es ratsam, auch im mentalen Bereich etwas zu arbeiten. Schon nur das positive Denken während des ganzen Wettkampfes kann eine grosse Rolle spielen.
  3. Das Verpflegen während eines langen Wettkampfes sollte geübt werden. Während einem Bergmarathon ist der Flüssigkeitsverlust gross, was sich negativ auf die Leistung auswirken kann. Mit regelmässigem Trinken können Krämpfe auf den letzten Kilometern verhindert werden. Am Zermatt Marathon habe ich beispielsweise alle 5 Kilometer ein energie- und mineralienreiches Sportgetränk (3-4dl) getrunken. So kam ich problemlos über die Runde.
Foto: ZVG