Interview mit Maurice Clavel

11. März 2020

Maurice Clavel hat mehrfach angedeutet, dass er das Zeug dazu hat, die ganz grossen Erfolge auf der Langdistanz zu erzielen. Kein Wunder, nennt der Vize-Europameister im Triathlon von 2014 über die Halbdistanz den Ironman Hawaii als sein grosses Ziel.

Als ausgezeichneter Schwimmer bist du stets in der guten Ausgangslage, zu agieren und den Rennverlauf zu prägen. Welches sind für dich die wichtigsten Schlüssel für einen erfolgreichen Wettkampf?

Wie in der Frage schon beschrieben, steige ich als guter Schwimmer meist vorne mit aus dem Wasser. Wenn das mal nicht der Fall ist, muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass der Wettkampf noch jung und nicht bereits nach dem Schwimmen beendet ist. Einen direkten Schlüssel für einen guten Wettkampf habe ich nicht auf der Hand. Das ist auch von Wettkampf zu Wettkampf unterschiedlich. Wenn ich aber nicht überpace und stabile Leistungen bringe, ist das für mich meist der richtige Schlüssel!

Was rätst du Triathleten, die vielleicht etwas Mühe mit der ersten Disziplin haben? Gibt es irgendwelche Quick Wins, die du empfehlen kannst?

Ja! Sich vorher (Vortag) die Schlüsselstellen der Schwimmstrecke anschauen: Den Startbereich (Untergrund, wie weit kann ich reinlaufen usw.), den Schwimmausstieg und die Schwimmstrecke an sich! Viel Zeit geht oft durch fehlende Orientierung im Wasser verloren, das kann man recht einfach durch Visualisieren verbessern.

 

In der Szene bist du bekannt als „Krawallmacher“. Auf der Langdistanz hingegen ist Geduld ein guter Begleiter. Wie kriegst du diesen Spagat auf die Reihe? Wie gehst du es im Rennen ganz konkret an, damit am Ende des Marathons auch noch genüg Körner verfügbar sind?

Das ist nicht so einfach für mich! Zurückhaltung muss ich mir hart antrainieren. Da hilft eigentlich nur der Tacho mit den Wattzahlen, die mir sagen, ob ich weiter pushen darf oder lieber nicht. Bisher habe ich ohne Watt trainiert, für 2020 ist das jedoch anders. Da werde ich zumindest die Watt als Orientierung auch in meine Renngestaltung einfliessen lassen.

Viele Hobbysportler haben das Ziel, einmal im Leben an einem Triathlon zu starten. Welches sind deine wichtigsten Ratschläge, damit es klappt?

  • Sich Zeit nehmen und ausreichend Puffer für den ersten Wettkampf geben, um sich körperlich gut an die Belastung anzupassen.
  • Konstantes Training über mehrere Monate. Es bringt überhaupt nichts, wenn man am 1. Januar anfängt, wie ein Wilder durch die Gegend zu ballern, um dann entweder krank zu werden, sich zu verletzen oder im Sommer eigentlich schon völlig leer zu sein. Also langsam und konstant (am besten über ein Jahr) trainieren.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Ich habe zwei Tipps:

  1. Kette und Antrieb am Rad im optimal sauberen Zustand zum Wettkampf bringen, ist eine preiswerte und absolut effektive Wattersparnis!
  2. Sofort nach einer harten Einheit die Beine für 5min 45 Grad hochlegen!
Foto: ZVG