Interview mit Natascha Baer

5. November 2019

In ihrem ersten flachen Marathon wurde Natascha Baer mit einer Zeit von 2:52:27 sogleich Schweizermeisterin im Marathon. Die ehemalige Skirennfahrerin läuft erst seit wenigen Monaten ambitioniert und hat nun richtig Appetit gekriegt.

Wie hast du den Marathon in Bregenz erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

In Anbetracht dessen, dass es mein erster flacher Marathon war, war ich angespannter und nervöser als sonst. Ich habe mich aber riesig auf das Rennen gefreut und mich auch super gefühlt. Im Rennen war ich stets guter Dinge und liess einfach alles auf mich zukommen. Ich hatte weder mit muskulären noch energetischen Problemen zu kämpfen. Bloss die Tatsache, dass ich praktisch die ganzen 42 Kilometer alleine laufen musste, machte mir etwas zu schaffen.

Im Ziel war ich überglücklich. Dass alles beim ersten Mal gleich so gut aufgehen würde, konnte ich nicht erwarten. Das Rennen hat Appetit auf mehr gemacht. Ich habe sicher noch Luft nach oben und möchte dies im nächsten Jahr beweisen.

Bis 2011 warst du noch mit Skiern wettkampfmässig unterwegs. Was hat zum Sportartenwechsel geführt? In welchen Bereichen kannst du von deiner Vergangenheit profitieren?

Ich musste meine Karriere verletzungsbedingt beenden. Zwei Knieverletzungen sowie das Pfeiffersche Drüsenfieber waren zu viel für mich. Ich habe dann eine Berufsausbildung absolviert und mich sportlich umorientiert. Nach all den intensiven Jahren als Skirennfahrerin brauchte ich aber zuerst eine Pause, ehe ich wieder Lust hatte, ins Wettkampfgeschehen einzugreifen. Die Lust an der Bewegung war aber stets da. So begann ich bald schon regelmässig zu laufen, motiviert durch meine Mutter, die selber aktiv war. Ab 2016 nahm ich dann wieder an Wettkämpfen teil und spürte, dass das Wettkampffeeling und der Ehrgeiz wieder da waren. Es machte mir Freude und so ging ich den Weg immer weiter.

 

Profitieren kann ich in verschiedenen Bereichen. Erstens kenne ich zum Beispiel meinen Körper sehr gut und höre auf ihn, sei es beim Training, im Wettkampf, aber auch bei der Regeneration. Zweitens habe ich im Kraftbereich durch all die Jahre eine Basis geschaffen, an die sich die Muskulatur nun erinnert. Und drittens habe ich gelernt zu kämpfen und an die Grenzen zu gehen.

Deine Leistungsentwicklung ist sehr erfreulich. Welches sind in deinen Augen die drei Schlüssel, die zu deinem sportlichen Erfolg führen?

  • Die grosse Freude am Laufen
  • Die Tatsache, dass ich meinen Körper gut kenne
  • Die genetischen Voraussetzungen
 

In diesem Jahr hat man dich in den Ranglisten von Langlaufrennen und Bergläufen finden können. Welches sind deine Ziele fürs nächste Jahr und wie gedenkst du diese anzugehen? 

Bis jetzt habe ich sehr lustbetont trainiert und habe weder einen Trainingsplan befolgt, noch Intervalle absolviert. Bei mir gab es bis jetzt keine typischen Trainingswochen. Ich bin einfach nach Lust und Laune gejoggt, habe viele lange Wanderungen gemacht und bin vielleicht mal etwas schneller gelaufen, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung stand. Dies passierte aber eher unbewusst. Das wird sich nun durch Richi Umberg, meinen neuen Coach, ändern. Das Training soll strukturierter werden und auch die Erholung wohl geplant sein. Das mittelfristige Ziel ist die Teilnahme an einem Grossanlass.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?

Wer mit Freude läuft, kann Berge versetzen.

Foto: ZVG