Kurze Tage, lange Nächte

12. Oktober 2018

 

Der Tag, den alle Läufer im Herbst fürchteten, rückt unerbittlich näher. Die mitteleuropäische Zeitumstellung macht es den allermeisten unmöglich, nach der Arbeit noch bei Tageslicht ein Lauftraining zu absolvieren. Die Dunkelheit fordert ihren Preis. 

Jetzt heisst es wieder: Gelobt sei, was hart und eben ist. Denn wie leicht ist man auf rutschigem Boden ausgeglitten, wie schnell hat man einen Fuss oder ein Sprunggelenk vertreten oder ist gar gestürzt. Daher gilt es vorzubeugen und durch angemessenes Verhalten das Risiko zu vermindern.

Aufmerksamkeit und helles Licht sind der beste Schutz vor der Sturzverletzung. Wer die Möglichkeit hat oder sie sich schaffen kann, sollte deshalb versuchen, tagsüber zu trainieren. Gerade Läufern, die schon häu?ger gestürzt oder umgeknickt sind, ist diese Variante dringend zu empfehlen. 

Leuchtstreifen und Signallampen: ein Must

Sind die organisatorischen Schwierigkeiten für ein tagsüber eingeschobenes Lauftraining zu hoch, bleiben nur die Morgen- und Abendstunden. Hier eignen sich beleuchtete Strassen und Gehwege, aber bitte mit möglichst wenig Einmündungen. Denn nicht nur der Läufer, auch der Auto- oder Radfahrer ist in seiner Sicht behindert - und rechnet wahrscheinlich um 6.30 Uhr in der Frühe nicht unbedingt mit einem einsamen Jogger. 

Re?ektierende, möglichst auffällige Kleidung versteht sich eigentlich von selbst. Glücklicherweise statten heute fast alle Hersteller ihre Laufkleidung mit Leuchtstreifen aus. Zusätzliche Sicherheit bringen Leuchtwesten, wie sie z.B. auch im Strassenbau eingesetzt werden. Darüber hinaus haben sich Signallampen bewährt, die aufgrund moderner Batterietechnologie mittlerweile sehr leicht sind und per Clip oder Klettverschluss an der Kleidung (vorn und hinten!) befestigt werden können. 

Stirnlampen weisen den Weg

Finden sich keine geeigneten, beleuchteten Laufstrecken, was gerade in ländlichen Regionen oft der Fall ist, muss man halt das Licht mitbringen. Aus Skandinavien (wo Tageslicht bekanntermassen noch seltener ist als im mitteleuropäischen Winter) kommen Lichtquellen, die – einer Grubenlampe vergleichbar – an der Stirn getragen werden. Aktuelle Produkte wiegen nur noch rund 70 Gramm und behindern folglich das Lauftraining in keiner Weise. Allerdings haben portable Lichtquellen (wie auch die altbewährte Taschenlampe) einen wesentlichen Nachteil: Die Augen adaptieren an den hellen Lichtkegel. Das führt dazu, dass die Umgebung noch dunkler erscheint, als sie es ohnehin schon ist. Angestrahlte Gegenstände werden gut erkannt, solche ausserhalb aber sehr schlecht bis überhaupt nicht. 

 

Augen an die Dunkelheit gewöhnen

Aus diesem Dilemma gibt es einen, wenn auch nur eingeschränkt empfehlenswerten Ausweg: Das Laufen in völliger Finsternis. Auch in dunkler Nacht kann der Mensch nämlich zumindest Umrisse von Objekten erkennen. Nach ein bis zwei Minuten in der Dunkelheit haben sich die Augen dahingehend angepasst, dass uns die Stäbchen der Netzhaut eine eingeschränkte, aber durchaus akzeptable Nachtsicht vermitteln. Allerdings müssen zwei Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein: erstens muss die Strasse vollkommen eben und glatt sein. Und zweitens dürfen keine weiteren Verkehrsteilnehmer unterwegs sein. Bereits ein einziges, entgegenkommendes Auto genügt, die Augen wieder auf «Hellsicht» umzustellen. 

Dass man an in den dunklen Tagen betont vorsichtig läuft und nicht gerade einen Tempo-Dauerlauf absolviert, versteht sich von selbst. Und wenn es die Umstände einmal nicht erlauben, draussen in der Dunkelheit zu laufen? Dann bleib ?exibel und entspannt! Es ist kein Zeichen von Schwäche, bei besonders schlechter Witterung auch einmal daheim zu bleiben. Oder ein Alternativtraining zu wählen wie z.B. Aqua-Fit, Spinning, Krafttraining. Denn es gilt: Eine Marathonbestzeit kommt nicht nach wenigen Tagen Training zustande. Sie geht aber auch nicht nach wenigen Tagen Trainingspause verloren!

 

 

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