Interview mit Armin Flückiger

24. Oktober 2018

Im Rahmen des Dreiländer-Marathons am Bodensee wurde Armin Flückiger seiner Favoritenrolle gerecht und wurde zum ersten Mal Schweizermeister im Marathon. Der Detailhandelsspezialist erzielte mit 2:22:44 eine neue persönliche Bestzeit und visiert als nächstes die EM-Limite (2:19:00) an.

Vor gut zwei Wochen hast du in überzeugender Art und Weise den Titel geholt. Wie hast du «deinen» Tag erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

Der Start in den Tag war nach einer Nacht mit wenig Schlaf etwas lasch, doch nach dem Frühstück und spätestens bei den letzten Vorbereitungen für das Rennen wurde ich nervöser. Beim Einlaufen fühlte ich mich, wie oft vor dem Marathon, nicht gut und hatte das Gefühl, dass die Beine noch nicht bereit sind und der Puls bereits im Wettkampfbereich ist. Umso erleichterter war ich, als der Startschuss ertönte, und wir endlich loslegen durften. 

Ich startete fokussiert, aber schneller als geplant ins Rennen und absolvierte die ersten 8km mit den beiden favorisierten Nordafrikanern an der Spitze. Diese liess ich in der Folge etwas ziehen und war fortan auf mich alleine gestellt. Den Halbmarathon passierte ich mit ca. einer Minute Rückstand auf das Führungsduo bei 70:13min. Trotz zwischenzeitlichem Rückstand von ca. 1.40min konnte ich bei zunehmender Hitze und im Gegenwind auf dem letzten Streckendrittel wieder Zeit gutmachen und kam den inzwischen nicht mehr gemeinsam laufenden Afrikanern wieder näher. Bei Kilometer 31.5 überholte ich den an zweiter Stelle laufenden Vorjahressieger, Ahmed El-Jaddar und bei Kilometer 39.0 den führenden Isaac Kosgei. Mit 1.16min Vorsprung erreichte ich überrascht und glücklich das Ziel als Gesamtsieger! Viele Interviews und Fotos sowie eine schöne Siegerehrung gemeinsam mit meinem Kollegen Chrigi Gmür, welcher bei seinem Marathondebut den 3. SM Rang erreichte, und die zweite Goldmedaille, welche ich gemeinsam mit meinen Trainingskollegen vom TV Oerlikon gewann, bleiben mir in bester Erinnerung.

In den letzten Jahren hast du dich kontinuierlich verbessert. Was sind für dich die drei Schlüssel zum Erfolg?

  1. Die Gesundheit ist für mich ein wichtiger Punkt, um über längere Zeit Trainingsfortschritte zu machen und keine Rückschläge zu erleiden.
  2. Die Motivation für das Training und die Wettkämpfe. Ich habe den inneren Antrieb, mich verbessern zu wollen und auf einen Zielwettkampf hin zu trainieren. Das gibt mir Motivation und so macht das Laufen Spass.
  3. Das Umfeld, welches mir den Sport ermöglicht und mich unterstützt. Angefangen bei der Freundin, dem Arbeitgeber, dem Verein, den Sponsoren bis hin zu den Trainingskollegen. 
 

Du arbeitest 100% und musst stets den Spagat zwischen Training und Erholung machen. Wie organisierst du dich in deinem Trainings- und Arbeitsalltag, damit weder das eine noch das andere zu kurz kommt? Und welches sind deine wichtigsten Tipps für alle berufstätigen Hobbyläufer, um alles unter einen Hut zu bringen?

Mein Arbeitgeber ist recht flexibel mit meinen Arbeitszeiten und ermöglicht mir zweimal pro Woche, am Morgen vor dem Arbeiten ein Training zu absolvieren und später zur Arbeit zu erscheinen. Ansonsten trainiere ich abends nach der Arbeit. Dies ist für mich ein guter Ausgleich zum Arbeitsalltag und so kann ich richtig gut "abschalten". Damit die Erholung nicht zu kurz kommt, gehe ich regelmässig in die Massage. Blackroll, Dehnen, Saunieren und genügend Schlaf helfen mir ebenfalls, mich schneller zu erholen. 

Den berufstätigen Hobbyläufern empfehle ich, sich zu organisieren und das Training fix in die Agenda einzutragen. Ein weiteres nützliches Hilfsmittel ist ein fixer Trainingsplan. 

 

Eine gute Wettkampfeinteilung ist der Schlüssel zum Erfolg. Wie teilst du deine Rennen ein? Welches sind deine Tipps für die Läuferinnen und Läufer, die diesen Herbst noch einen Marathon in Angriff nehmen?  

Wichtig ist, dass man sich ein realistisches Ziel setzt und die zu laufende Wettkampfpace kennt und diese auch im Training als Intervall läuft. Um diese zu bestimmen, absolviere ich bei Medbase Winterthur jeweils einen Leistungstest mit Laktatmessung. Die Resultate werden von erfahrenen Spezialisten wie meinem Coach Oliver Rubén ausgewertet und mit mir besprochen und so in den Trainingsalltag eingebaut. 

Meine Rennen teile ich je nach Topographie, Wettkampfdistanz, Konkurrenz und Tagesform unterschiedlich ein.

Läufern, welche diesen Herbst noch einen Marathon laufen, empfehle ich, erstens abwechslungsreich zu trainieren, zweitens die Longruns zu machen, drittens wenn möglich einen Testwettkampf zu laufen und viertens in der Taperingphase (letzte 2 Wochen vor dem Marathon) das Training stark zu reduzieren.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Einen Geheimtipp habe ich nicht. Aber vielleicht helfen euch die Winfore Produkte im Trainingsalltag oder während dem Marathon ebenfalls so fest wie mir :-)

Foto: ZVG