Interview mit Dario Cologna

17. November 2020

Foto: Swiss-Ski/Stephan Bögli

Dario Cologna steht gegen Ende seiner Karriere mit den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf 2021 und den Olympischen Spielen in Peking 2022 noch einmal vor zwei Wintern mit Grossanlässen. Mit Hilfe eines neuen Trainers sollen diese nochmals richtig erfolgreich werden. Interview aus dem aktuellen Snowactive – dem Verbandsmagazin von Swiss-Ski.

Welche Ziele und Erwartungen an dich selbst hast du für den kommenden Winter?

Der Fokus im nächsten Winter liegt klar auf den Weltmeisterschaften. Mein Ziel wird es sein, dort um die Medaillen mitzukämpfen. Auf Weltcup-Stufe möchte ich ebenfalls einige gute Resultate erreichen. Es wird aber sicher so sein, dass ich mit Ausblick auf das Hauptziel WM einige Weltcup-Rennen auslassen werde.

Seit diesem Frühling trainierst du mit Kein Einaste unter einem neuen Trainer. Wo siehst du die grössten Änderungen im Vergleich zum letzten Jahr und wie kommst du mit diesen zurecht?

Nach sechs Jahren unter Ivan Hudac war es ein Wunsch von mir, im Training neue Impulse zu setzen. Diese neuen Inputs einzubauen, ist mit einem neuen Trainer oft einfacher. Unter Kein Einaste gibt es vor allem Veränderungen im Trainingsrhythmus. Wir trainieren drei Wochen hart und eine Woche locker. Weiter ist das Training immer wieder durch sehr lange Einheiten (vier bis fünf Stunden) gespickt, was relativ neu ist. Natürlich kann man nicht alles neu erfinden, aber es sind doch neue Trainingsformen, auch von Intervallen und Krafttrainings, welche für mich als Athlet bemerkbar sind. Am Anfang braucht es jeweils etwas Zeit, bis man auf die Veränderungen richtig reagiert. Ich habe aber das Gefühl, dass es bisher sehr gut passt.

Du gehörst auf den letzten Metern nicht mehr zu den schnellsten Athleten im Feld. Viele Massenstartrennen werden aber auf dem letzten Kilometer entschieden. Wird es so sein, dass du im Einzelstart in Zukunft grössere Chancen auf Top-Resultate haben wirst? Oder wie muss ein Massenstartrennen verlaufen, damit du am Schluss ganz vorne dabei sein kannst?

Ich bin nicht mehr so endschnell wie vor fünf oder zehn Jahren. Ich denke, diese Entwicklung ist für einen Sportler normal. Dies ist auch ein Grund, wieso Leute wie Petter Northug, Marcus Hellner oder ich schon in jungen Jahren erfolgreich waren. Dannzumal waren auch wir auf den letzten Metern in Massenstartrennen schneller als die älteren Athleten. Nun sind mit Johannes Klaebo und Alexander Bolshunov Leute hier, die ebenfalls sehr endschnell sind. Aus meiner Perspektive sind nun die längeren Distanzen von 15 bis 50 km interessant. Der Einzelstart kommt mir sicher entgegen. Ich denke aber trotzdem, dass ich an einem guten Tag auch im Massenstart im Kampf um die besten Plätze eine Rolle spielen kann. Optimalerweise wäre dies ein schnelles Rennen, in welchem die Selektion vor den letzten Metern stattfindet. Auf der Zielgerade bin ich nicht mehr der Schnellste, aber ich denke, dass ich immer noch ein guter Finisher bin und mir die letzten 3 km liegen. Wichtig ist einfach, dass die Form stimmt, dann ist viel möglich.

Gegen Ende deiner erfolgreichen Karriere stehst du vor zwei Saisons mit Grossanlässen. Du bist bekannt dafür, dass du gerade an Grossanlässen immer wieder deine Topform erreichen kannst. Wie schätzt du die Chance ein, dein bereits sehr grosses Palmarès in den kommenden Wintern noch einmal mit Medaillen zu erweitern?

Ich sage immer: Die Chance, keine Medaille zu gewinnen, ist grösser als eine zu gewinnen…(lacht). Trotzdem ist es mir bereits mehrmals gelungen. Es wird sicher schwieriger, aber dies war 2018 an Olympia ähnlich. Ich habe damals bewiesen, dass ich es noch kann. Solange ich motiviert bin, den Fokus halte und alles investiere, sehe ich Möglichkeiten. Dies ist auch der Grund, weshalb ich noch dabei bin. Ich laufe nicht, um einfach nur dabei zu sein, sonst könnte ich auch aufhören. Ich möchte weiterhin erfolgreich sein. Ich bin überzeugt: Wenn ich meine Bestform erreiche und am Tag X alles zusammenpasst, kann ich immer noch Medaillen gewinnen.

Gibt es 1 Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Man muss lernen auf seinen Körper zu hören. Pausen und Erholung sind wichtig, damit man sich verbessern kann. Die Muskeln bauen ihre Kraft in der Erholungsphase auf, nicht im Training. Da setzt man nur den Reiz. Auszeiten finde ich in kleinen Dingen, beispielsweise mit gut essen gehen, mich mit Freunden treffen – man muss sich bewusst Momente schaffen, wo man einfach geniessen und gedanklich für einen Moment abschalten kann.

Hier liest du das vollständige Interview.