Interview mit Flavia Stutz

11. April 2017

Anfang März war es so weit. Flavia Stutz sicherte sich den ersten Titel bei der Elite. Die 21-jährige, die bereits als Juniorin und U23-Athletin an den Cross-Europameisterschaften ihr grosses Potential andeutete, spielte ihre Stärke im Cross aus und wurde in Köniz Schweizermeisterin.  

Welches sind in deinen Augen die drei wichtigsten Punkte, um im Langstreckenbereich Erfolg zu haben?  

Ausdauer, Ehrgeiz und mentale Stärke, die vor allem gegen Ende eines Rennens zählt, wenn es hart wird. 

Deine grosse Stärke ist das Cross. Was macht für dich die Faszination dieser Disziplin aus?  

Auf der 400m-Bahn weiss man ganz genau, wie lange man für eine Runde haben sollte. Im Crosslauf hingegen kann man die Zeiten nicht miteinander vergleichen. Je nach Wetter kann der Boden ganz anders sein. Von gefroren bis tiefsten Morast habe ich schon alles erlebt. Die Streckenführung ist immer anders, Cross ist sehr abwechslungsreich. Manchmal kurvig, gerade, über Baumstämme und sogar durch einen kleinen Bach bin ich schon gelaufen. 

Im Meisterschaftsrennen war es ein harter Kampf mit zwei anderen Läuferinnen. Kannst du uns sagen, was bei dir während einem solchen Rennen im Kopf abläuft? Gibt es allenfalls eine Strategie für alle Rennen?  

Eine allgemeine Strategie habe ich nicht. Ich bereite mich aber immer etwa gleich vor (Einlaufen. Laufschule, Steigerungsläufe, etc.). Am Anfang des Rennens konzentriere ich mich auf den Start, dass ich nicht zu langsam oder zu schnell ins Rennen gehe. In der ersten Rennhälfte gilt es locker zu laufen. Dabei geht mir nicht viel durch den Kopf. Die Zurufe der Leute am Streckenrand und den Speaker nimmt man noch wahr. Je länger das Rennen dauert, desto härter wird es. Je nachdem, ob es mir gut läuft, habe ich andere Gedanken: "Könnte ich jetzt nicht schon ins Ziel laufen?!/ Hoffentlich überholt mich niemand mehr.../ wenn ich das nächste Mal hier durchlaufe, muss ich nur noch eine Runde!/ diese Läuferin(nen) vor mir kann ich noch ein- und überholen!/ Doch, das schaffe ich!" 

Wenn ich an der Spitze bin, kann ich je nach Vorsprung das Rennen schon geniessen. Gegen Ende eines Rennens nimmt man je nach Erschöpfung die Zurufe weniger oder gar nicht mehr wahr. 

Angenommen du würdest nicht mehr als Athletin laufen, sondern als Trainerin arbeiten. Was wären deine drei wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Start in die neue Laufsaison für deine Athleten?  

  • Freude am Laufen haben. Beim Trainieren die Natur geniessen und abschalten. 
  • Sich ein realistisches Ziel setzen, auf das man "hinarbeiten" und sich freuen kann. Die Intensität und Anzahl der Trainingseinheiten langsam steigern. Vor allem Intervalleinheiten "machen" schneller. Genauso wichtig ist aber die Erholung zwischen den Trainings. 
  • Dankbar sein, dass man gesund ist und überhaupt laufen kann. 
Foto: ZVG