Interview mit Hermann Achmüller

10. Mai 2016

Er läuft und läuft und läuft. Hermann Achmüller ist nicht zu bremsen und eilt von Erfolg zu Erfolg. Das Palmarès des Südtirolers ist beeindruckend, sein Siegeshunger noch lange nicht gestillt. 

Du blickst auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück unter anderem mit Siegen am Jungfrau, München oder Brixen Dolomiten Marathon. Was ist für dich die Motivation, immer noch ans Limit zu gehen?

Obwohl ich seit mittlerweile 20 Jahre aktiv bin, macht mir das Training nach wie vor sehr viel Spaß. Um die Motivation aufrecht zu erhalten, habe ich meine Ziele allerdings auf längere Distanzen wie etwa die 100km verschoben. Für kürzere Rennen bin ich leider zu langsam geworden :-) 

Du bist in der Szene auch bekannt als hervorragender Tempomacher und hast zum Beispiel die Hahner-Zwillinge zu Zeiten unter 2h30 geführt. Was sind in deinen Augen die wichtigsten drei Punkte für ein erfolgreiches Rennen?  

Seit meiner Begleitung von Naoko Takahashi bei ihrem Weltrekord (erste Frau unter 2:20) 2001 in Berlin werde ich immer wieder als Tempomacher angefragt. Eine "Arbeit" die sehr viel Spaß macht aber auch sehr viel Verantwortung mit sich bringt. Um ein Rennen erfolgreich zu bestreiten finde ich folgende 3 Punkte sehr wichtig.

  1. Mit einem klaren aber realistischen Ziel an den Start gehen. 
  2. Sich nicht durch sein Mitläufer verwirren lassen, sondern sein eigenes Rennen zu laufen. 
  3. Möglichst gleichmässige Renneinteilung, idealerweise sind zwischen schnellsten und langsamstem Kilometern nur wenige Sekunden Unterschied. 

Seit einigen Jahren bist du auch auf der Ultradistanz anzutreffen und konntest die 100km unter 7 Stunden laufen. Wie sieht dein Training für diese lange Distanz aus?

Das Training auf der Ultradistanz unterscheidet sich kaum vom klassischen Marathontraining, einzig die langen Läufe werden länger... es wird im Training auch schon mal 70 oder 75 Kilometer am Stück gelaufen. Ansonsten trainiere ich heute aus beruflichen Gründen sehr viel weniger. Waren es früher um die 200km wöchentlich, komme ich heute auf ca. 120 Wochenkilometer - ausserdem mache ich einmal wöchentlich fix einen Ruhetag, was bis vor einigen Jahren nur sehr selten vorkam. 

Besonders erfolgreich warst du bis jetzt bei Bergläufen. Unter anderem wurdest du 2007 Vize-Weltmeister über die Langdistanz und hast den Jungfrau Marathon im gleichen Jahr gewonnen. Welches sind deine drei Tipps für den «schönsten Marathon der Welt»?

An den Jungfrau Marathon habe ich viele wunderschöne Erinnerungen. Für mich zählt er sowohl landschaftlich, als auch was die Organisation betrifft, zu den schönsten Veranstaltungen überhaupt.

  1. Beim Jungfrau Marathon gilt mehr noch als bei jedem anderen Rennen es langsam angehen zu lassen. Bis zum Aufstieg nach Wengen gilt es möglichst Kräfte zu sparen.
  2. Eine entscheidender Streckenabschnitt ist auch der Aufstieg nach Wengen. Wer hier überpaced und zu viele Körner verbrennt, wird es auf dem restlichen Teil schwer haben.... also zwar zügig aber mit Kopf rauf!
  3. Ich persönlich habe die Entscheidung immer im Abschnitt zwischen Wengen und Wixi gesucht. Wer hier noch Kraft hat, kann sehr viel Zeit gut machen. Ab Wixi heisst es dann Augen zu und durch :-)
Foto: ZVG