Interview mit Judith Wyder

23. Mai 2017

Die Fussstapfen waren gross, in die die Schweizer OL-Läuferinnen nach Simone Niggli-Luder treten mussten. Doch Judith Wyder hat es auf eindrückliche Art und Weise geschafft: Sie sammelte an Welt- und Europameisterschaften mehrere Gold-Medaillen.

Welches sind deine Stützen der Leistung? Welche drei Faktoren machst du für deine Erfolge verantwortlich?

Es gibt sicherlich mehr als drei Faktoren, welche in der Vergangenheit wichtig waren. Das kontinuierliche Training über viele Jahre mit progressiver Steigerung war sicherlich sehr wichtig. Verletzungen besser im Griff zu haben oder diese sogar ganz zu umgehen ein anderer. Zudem ist ein gute und unterstützendes Trainingsumfeld, sowie Alltagsumfeld extrem wichtig für mich.

Als OL-Läuferin ist man viel auf Reisen und läuft in Training und Wettkampf in ganz unterschiedlichem Gelände. Welches sind die hauptsächlichen Herausforderungen, die sich dir in den fremden Wäldern stellen und für die Schweizer OL-Cracks "anders" sind?

Was gibt es Besseres, als sich bei jedem Training und Wettkampf auf neue Herausforderungen zu freuen? Als OL- Läuferin muss ich nicht nur die verschiedensten Geländetypen beherrschen, sondern auch immer wieder mit neuen Herausforderungen, die jeder Wettkampf mit sich bringt, auseinandersetzen. Wälder und Städte gibt es auf der ganzen Welt, keiner und keine ist gleich wie der, bzw. die andere. Dadurch muss ich meine OL-Technik immer wieder den Gegebenheiten neu anpassen - Eine Herausforderung, die wir immer wieder trainieren und unseren Sport ausmacht.

OL ist mehr als Laufen und Karte lesen. Kannst du uns skizzieren, wie dein Training ausschaut, was für Einheiten du machst und was du dabei jeweils für Ziele verfolgst?

Das Training ist sehr abwechslungsreich. Der grösste Teil ist das rein physische Training, welches zu Fuss und ohne Karte absolviert wird. Daneben sind das Krafttraining und das Alternativtraining ein wichtiger Teil des täglichen Trainings. Sehr wichtig ist aber auch das spezifische OL Training. Dieses wird von einem Trainings-Organisator geplant und die Posten werden meist für mehrere Athleten gesetzt. Das Training absolviert man jeweils selbständig mit eigenen Trainingszielen.

Nicht zuletzt hat auch die mentale Arbeit einen wichtigen Platz im täglichen Training. Die Arbeit ist sehr unterschiedlich und handelt von technischen Themen bis hin zur Steuerung vor Wettkämpfen.

Wie sieht dein Verpflegungsplan bei einem Langdistanz-Rennen aus?

Die Challenge liegt bei mir nicht unbedingt in der Verpflegungsplanung vor einem einzelnen Langdistanz-Rennen, sondern eher darin, dass wir immer ganze Wettkampfwochen haben. Dort gilt es von Anfang an nicht mit der Ernährung zu geizig zu sein und dem Körper sofort nach den Trainings und Wettkämpfen die wichtigsten Nahrungsmittel zuzufügen.

Bei der Langdistanz ist dies ein ganz "normales" Znacht am Vorabend mit beispielsweise Reis, Poulet, Gemüse, Salat und eventuell sogar ein kleines Dessert. Dazu natürlich genügend Wasser oder Tee.

Den Wettkampftag starte ich mit meinem alltäglichen Frühstück von Früchten, Nüssen, Mandelmilch, Eier und etwas Brot sowie Kaffee.

Während dem Wettkampf verpflege ich mich mit 2 Koffein-Gels und Wasser bei einer Wettkampfdauer von 1h20. Nach dem Wettkampf gibt es ein Redbull, sowie einen Protein Shake und baldmöglichst eine warme, ausgewogene Mahlzeit.

Welches ist deine Schlüsseleinheit, die du jeweils in der Vorbereitung auf wichtige Rennen absolvierst?

Ich habe keine "Schlüsseleinheit", sondern nutze jeweils schnelle Sprint OL-Trainings als letzte Bestätigung vor Grossanlässen. Zudem ist das Kurz-Intervalltraining 6x90" auch meist Bestandteil der unmittelbaren Vorbereitung einer WM- oder Weltcupwoche.

Foto: ZVG