Interview mit Melanie Maurer

11. Juli 2017

Innerhalb von wenigen Jahren hat sich Melanie Maurer an die Spitze der Schweizer Multisport-Szene gearbeitet. Die angehende Physiotherapeutin startete ihre Sportkarriere als Handballerin, wechselte dann aber vor gut fünf Jahren in den Ausdauersport, wo sie seither Erfolg an Erfolg reiht.

Von der Teamsportlerin zur Einzelsportlerin. Was hat dir beim Handball gefehlt, was du nun im Ausdauersport erleben und ausleben kannst?

Beim Handball hat mir damals nichts gefehlt, und es fühlte sich bis zu meinem verletzungsbedingten Rücktritt alles richtig an. Auf dem Rad sass ich aber bereits während meiner aktiven Zeit als Handballerin. Als Einzelsportlerin genoss ich schon immer, frei und unabhängig zu sein und die Natur erleben und geniessen zu dürfen. Und manchmal tut es einfach gut, zu laufen und dabei an nichts anderes denken zu müssen. In der Halle fliegen einem Bälle an den Kopf, wenn man nicht mitdenkt. ;-)

Innerhalb von wenigen Monaten hast du dich bis an die Spitze hochgearbeitet. Welches sind in deinen Augen die wichtigsten Punkte, die dich so weit gebracht haben und zum Erfolg führen?

Dass die Resultate in den letzten Jahren immer besser wurden, lag wohl vor allem daran, dass ich läuferisch in kurzer Zeit grosse Fortschritte erzielt habe. Allgemein betrachtet denke ich, dass mir die grosse Freude am Sport selbst, eine Prise Disziplin und Leidensbereitschaft und ein super, privates Umfeld, welches mich immer unterstützt, ausschlaggebend sind für die guten Resultate in der letzten Zeit. 

Du steckst mitten in der Ausbildung zur Physiotherapeutin, trainierst intensiv und tauchst schon fast Woche für Woche in Ranglisten auf. Kannst du uns aufzeigen, wie eine typische Trainingswoche bei dir ausschaut?

Da in der Schule der Stundenplan wöchentlich ändert, sieht auch jede Woche trainingstechnisch anders aus, was für meinen Trainer Manuel Kläusli und mich jeweils eine grosse Herausforderung darstellt. Meist trainiere ich vor der Schule, bzw. vor der Arbeit in Form eines kurzen Lauf- oder Krafttrainings und wenn ein zweites Training angesagt ist, dann am Abend noch einmal. Ich trainiere oft alleine, weil ich so am meisten Zeit sparen kann. Harte Lauf-Intervalle werden häufig auf dem Laufband absolviert, weil ich dort nicht einfach stehenbleiben kann. ;-) Am Wochenende fallen dann die längeren Einheiten an, da unter der Woche dafür meist keine Zeit bleibt.

Als ausgebildete Sportwissenschaftlerin, angehende Physiotherapeutin und Athletin dürftest du in manchen Situationen verschiedene «Herzen» in dir tragen. Welche drei Tipps würdest du als Wissenschaftlerin an ambitionierte Sportler weitergeben? Welche drei aus Athletensicht?

Als Athletin mache auch ich manchmal Dinge, für welche ich aus wissenschaftlicher Sicht wohl gegen eine Wand geklatscht werden sollte. ;-) ich schreibe beispielsweise Trainingspläne für einige Hobbyathletinnen und achte da sehr penibel darauf, dass genügend Zeit für Regeneration und Ruhetage übrig bleibt. Wenn ich aber selber laut Trainingsplan nicht trainieren sollte und draussen das tollste Radwetter herrscht, fällt mir das nicht immer ganz so einfach – Wissenschaft hin oder her.

Deswegen: Ich finde es sehr wichtig, sich und seinen Körper gut zu kennen und vor allem auf ihn zu hören. Das Wichtigste dabei: Das Ganze mit Freude zu machen und nicht nur einen Plan abzuspulen oder haufenweise Gemüse und Früchte zu essen und den leckeren Schoggiriegel daneben komplett zu ignorieren. Ich glaube, wir Ausdauersportler sollten uns häufiger was Gutes tun. Und dabei hilft keine Studie der Welt weiter. 

Gibt es eine Schlüsseleinheit, die du jeweils vor deinen grossen Rennen absolvierst? Quasi eine Hauptprobe oder ein standardisiertes Training x Tage vor dem Ernstkampf.

Am Tag vor dem Wettkampf trainiere ich selten länger als eine halbe Stunde. Ich mache ein paar kurze Steigerungsläufe oder gebe auf dem Rad ein paar Sekunden Gas. 

Foto: ZVG