Interview mit Tadesse Abraham

8. März 2016

Seit knapp 2 Jahren läuft Tadesse Abraham für die Schweiz, wo er seit mehr als 10 Jahren lebt. Der begnadete Läufer, der in Eritrea geboren ist, hat sich perfekt integriert, spricht Deutsch und Französisch und fühlt sich mittlerweile als Schweizer. Sein Name ziert die Siegerlisten vieler grosser Strassenläufe wie Zürich Marathon, Greifenseelauf, Grand Prix von Bern oder Barcelona Halbmarathon. Noch ist sein Erfolgshunger nicht gestillt. Im Gegenteil! 

Plätze ganz zuoberst auf dem Podium sind für dich zur Normalität geworden. Wie sieht dein Trainingsalltag aus, um dein Leistungsniveau stetig zu erhöhen?

Weil ich meinen Job als Läufer liebe, übe ich ihn auch mit grossem Respekt aus. Es heisst, nicht nur das Training abzuspulen, sondern sich diesem mit vollster Konzentration zu widmen. Ich nehme mir auch genügend Zeit für die Erholung, weil dies ein wichtiger Erfolgsfaktor ist. Während der Marathonvorbereitung laufe ich etwa 200 km pro Woche. Die Belastungstrainings sind dabei ein zügiger LongRun zwischen etwa 32 und 40 km, Läufe im Marathontempo und Intervalle, die etwas schneller als das Marathontempo sind. Ergänzend kommen auch Hügelläufe dazu. 

In welchen Bereichen hast du von den Schweizer Bedingungen profitiert? Auf welchen Gebieten könnten wir uns eine Scheibe von den Eritreern abschneiden?  

In der Schweiz schätze ich die hohe Lebensqualität und die guten Rahmenbedingungen für den Laufsport, seien dies die Trainingsmöglichkeiten oder die Wettkampfangebote. Auch die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit beeindrucken mich. Ich denke, die Eritreer zeichnen sich durch grosse Willensstärke und Kampfgeist aus. 

Viele junge Läuferinnen und Läufer sehen in dir ein Vorbild. In welchem Alter rätst du ihnen, wie viel in den Laufsport zu investieren? Wann hast du begonnen, zielgerichtet zu trainieren und die grossen Leistungssprünge gemacht?  

Mit dem Laufsport habe ich mit 15 Jahren begonnen. Ich lief täglich zur Schule und zurück. Nach etwa 4 Jahren hatte ich dadurch einen recht hohen Leistungslevel. Grundsätzlich empfehle ich in diesem Alter 2 bis 3 Trainings pro Woche. Man kann dann später immer noch steigern. 

Welches sind deine drei wichtigsten Trainingstipps, die sich auch der Hobbyläufer zu Herzen nehmen sollte?  

  1. Wichtig ist ein ausgewogener Mix: z. B. Dauerläufe, kürzere Belastungen, Hügelläufe. 
  2. Achte auf genügend Erholung.
  3. Arbeite kontinuierlich, ohne grosse Unterbrüche.
Foto: ZVG