Interview mit Urs Jenzer

30. Mai 2017

Wer an den Eiger Ultra Trail denkt, denkt unweigerlich auch an Urs Jenzer. Der 47-jährige Frutiger konnte das legendäre Rennen bereits zwei Mal gewinnen und mischt auch international in der Ultra Running Szene wacker mit.

Du hast den Eiger Ultra Trail bereits drei Mal auf dem Podest beenden können. Welches sind in deinen Augen die Schlüssel für ein erfolgreiches Rennen im Allgemeinen und für eine erfolgsgekrönte Leistung am Eiger Ultra Trail im Speziellen?

Für mich besteht der Schlüssel für ein erfolgreiches Ultrarennen in der Renneinteilung. Im Besonderen in den ersten zwei Rennstunden gilt es, so sparsam wie möglich zu laufen und sich nicht durch Nervosität oder andere Läufer zu einer zu hohen Anfangspace zu verleiten. Danach hat man meist seinen Rhythmus gefunden und die Gefahr noch zu überpacen besteht kaum mehr.

Für den Eiger Ultra im Speziellen sehe ich die Schlüsselstelle im Abstieg vom Faulhorn nach Burglauenen bei Rennhälfte. Auf diesem Streckenteil sind rund 2000 Höhenmeter zu vernichten und die Oberschenkelmuskulatur ist so gut wie möglich zu schonen, um den nächsten Aufstieg mit fast 2000 Höhenmetern Richtung Männlichen mit halbwegs «frischen» Beinen in Angriff zu nehmen.

Wie sieht dein Trainings- und Arbeitsalltag aus? Kannst du uns einen Überblick geben, wie viel du arbeitest, wie viele Kilometer du läufst, wie häufig du Krafttraining machst, wie du beides miteinander kombinierst und wie viel Zeit dir schlussendlich für die Erholung übrig bleibt?

Ich arbeite 90% bei der Raiffeisenbank in Frutigen als Hauswart. Mein Training gestalte ich nach Lust und Laune ohne festen Trainingsplan. Das Wichtigste für mich sind der Spass und die Freude an der Bewegung. Meine Trainings absolviere ich meist auf den Trails rund um meinen Wohnort Frutigen.

Die langen Einheiten zwischen 2-4 Stunden absolviere ich am Wochenende und unter der Woche mache ich meist kürzere Trainings von 45-90 min Dauer. Die Kilometerumfänge belaufen sich auf 100 -120 km pro Woche, gespickt aber mit einigen Höhenmetern auf und ab. Im Minimum ein Tag in der Woche ist trainingsfrei. Aufgrund meines nicht mehr ganz jugendlichen Alters und zur Schonung meines Gestells, trainiere ich vermehrt auch alternativ. Im Winter Langlauf oder Skitouren und im Sommer Rennrad oder Bike. Zudem gehe ich aufgrund einer Gesässmuskelverletzung vom letzten Jahr einmal wöchentlich ins Yoga, und mache Rumpfstabilisation- und Blackrolltraining.

Wie bei den meisten Hobby-Leistungssportlern ist die Regeneration manchmal eine Gratwanderung. Ich versuche aber bewusst Erholungs- und Regenerationswochen zu machen, damit die Erholung nicht zu kurz kommt.

Immer mehr Läuferinnen und Läufer spielen mit dem Gedanken, einmal einen Ultra zu laufen. Welches sind deine wichtigsten drei Tipps, damit es klappt?

Mein Tipp ist: Geht das Ganze mit Spass an und steigert die Distanzen Schritt für Schritt. Lauft zuerst einen Trail Marathon mit einigen Höhenmetern auf und ab. Nächste Stufe: ein Trail mit 60-70km und erst danach 100 km und mehr. Nur so können sich der Körper und vor allem die Psyche an die Belastung gewöhnen. Die Chance mit einem Lächeln zu finishen ist so um einiges grösser.

Bei längeren Rennen spielt die Verpflegung eine zunehmend wichtigere Rolle. Kannst du uns erklären, wie du dich während deinen Ultra-Rennen jeweils verpflegst?

Ich verpflege mich meist mit Gel, Riegel, Biberli und Chips als Salzersatz. Alle 3 Std. ein Ultrapro, das speziell für so lange Rennen entwickelt wurde. Dazu trinke ich Wasser und ein Iso-Getränk. In der zweiten Hälfte des Rennens kommt Cola anstelle von Iso dazu. Bereits ab der ersten halben Stunde nehme ich Gels und versuche so, ein «Energieloch» zu vermeiden.

Welches ist deine Schlüsseleinheit, die du jeweils in der Vorbereitung auf wichtige Rennen absolvierst?

Eine Schlüsseleinheit habe ich eigentlich keine. Für mich das Wichtigste sind die 10 Tage Tapering vor einem grossen Rennen, um völlig erholt und mit vollem Tank an der Startlinie zustehen.

Foto: ZVG