Interview mit Peter Gerber

16. Juli 2019

Der Emmentaler Peter Gerber gewinnt erstmals den Gigathlon. Das ist umso erstaunlicher, hat er doch bis vor 3 Jahren Eishockey gespielt und erst dann mit Ausdauersport begonnen.

Wie hast du die zweieinhalb Tage erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

Das ganze Wochenende war ein riesiges Erlebnis, das mit einem unerwarteten Sieg für mich endete. Unerwartet deshalb, weil ich mich im Kopf nach einem missglückten Ironman-Rennen Ende Mai auf Lanzarote nicht 100% fit fühlte. Entsprechend ging ich ohne Erwartungen ins Rennen. Doch nach dem Prolog vom Freitagabend, auf dem ich sehr wenig Zeit verlor, war ich guter Dinge. Und ab Samstagabend – als Führender der Zwischenwertung – war ich natürlich topmotiviert. Am Sonntag durfte ich dann erfahren, dass wenn es im Kopf stimmt, auch der Körper mitmacht. So war es trotz Hitze und herausfordernder Streckenführung ein unvergessliches Erlebnis und einmaliges Gefühl!

 

Was war deine Strategie, um mental fokussiert zu bleiben und Negativem keinen Platz zu lassen?

Der Schlüssel war, dass ich mir im Vorfeld keinen Druck machte. Vielmehr konzentrierte ich mich darauf, Schritt für Schritt zu machen, eine Disziplin nach der anderen. Das Vertrauen kam so langsam aber sicher zurück und plötzlich konnte ich den Schalter «umlegen». Von da an lief es fast wie von alleine.
Ganz grundsätzlich kann ich viel Energie aus dem ziehen, was gerade um mich herum abläuft. Also beispielsweise von einer schönen Landschaft, Stimmung oder Leuten, die mir zujubeln. Will heissen, ich bin im Gegensatz zu anderen offen für das, was rundherum abläuft und nutze es, um mich zu motivieren und zu pushen.

Was braucht es, um eine Leistung auf diesem hohen Niveau vollbringen zu können und sich zwischen den beiden Tagen so schnell zu erholen?

Es muss in der Tat vieles zusammenpassen. Man muss körperlich bereit sein, was ohne das entsprechende Training nicht möglich ist. Hinzu kommen das Mentale und – ganz entscheidend – das Wohlbefinden, welches durch die Familie, den allgemeinen Stress, die Erholung und vieles mehr beeinflusst wird. Wenn irgendetwas davon nicht stimmt, stimmt am Schluss auch das Resultat nicht.

Vom Samstag auf den Sonntag habe ich auf eine optimale Energie- und Flüssigkeitszufuhr geachtet, habe meine Beine lange in einem Bach gekühlt und versucht, möglichst lange zu schlafen. Wobei dies auf dem Campingplatz – ich habe wie alle anderen auch vor Ort übernachtet – bei diesen heissen Temperaturen sehr schwierig war. Umso mehr habe ich mich darauf konzentriert, durch mentale Übungen herunterzufahren und zu erholen.

 

Du bist erst seit 3 Jahren wettkampfmässig unterwegs. Welches sind in deinen Augen die Gründe für deinen Erfolg?

Als Hauptgrund sehe ich die Tatsache, dass ich polysportiv bin. Ich kann alles gut, aber nichts sehr gut. Das spielt mir beim Gigathlon mit den 5 Diszplinen natürlich in die Karten. Dann habe ich ganz einfach grosse Freude am Sporttreiben und die nötige Lockerheit. Wenn ich mal nicht so motiviert bin, kann ich es sehr gut auch mal sein lassen.

Weiter glaube ich, dass ich mir einen vermeintlichen Nachteil zum Vorteil mache: Ich habe eine Familie, arbeite «normal» und habe somit nur beschränkt Zeit zum Trainieren. Aus diesem Grund versuche ich stets möglichst effizient zu trainieren und das Maximum aus jeder Einheit herauszuholen.

Und nicht zuletzt möchte ich ebendiese Familie nochmals hervorheben. Ohne die Unterstützung insbesondere meiner Frau wäre all dies nicht möglich. Das weiss ich sehr zu schätzen.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?

Trainiere immer mit Freude und erfreue dich auch im Wettkampf an allem, was rundherum passiert. Dadurch erhältst du zusätzlich Energie und bist mit der nötigen Lockerheit unterwegs. Spürst du mal weniger Freude, zwinge dich nicht zu etwas. Warte vielmehr, bis die Freude und Lust wieder zurückkommen.

Foto: ZVG