Interview mit Mike Aigroz

18. Dezember 2019

Photo: Iwan Schuwey

Der ehemalige Triathlet, der beim Ironman Hawaii 2011 den 6. Platz erreichte, wurde diesen Sommer zum Schweizer Meister beim Trail Verbier-St. Bernard gekürt.

Nach deiner erfolgreichen Triathlon-Karriere bist du jetzt im Trail-Trunning aktiv. Wie hast du «deinen» Tag bei den Schweizer Meisterschaften erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

Bevor ich an den Start ging, hatte ich nicht daran geglaubt, dass ich mit meiner Kondition diesen Lauf gewinnen könnte. Ich wusste, dass ich über 40 km ein gutes Level halten konnte, aber mein Kopf hat anders entschieden. Auf den 35 km danach hat meine unglaubliche mentale Stärke das Ruder übernommen und mein Körper musste einfach mitziehen – zugegebenermassen etwas eingerostet, aber wie heisst es so schön? «Mit dem Stärken der Muskelfasern ist es wie mit dem Radfahren, das verlernt man nicht». Aber das tat richtig weh! Im Ziel habe ich mit meinen Freunden erst mal ein kühles Bier getrunken. Ich glaube, ich habe (wieder einmal) alles gegeben und vor allem deswegen war ich glücklich und stolz, den Titel geholt zu haben. Notiz an mich selbst: Es ist wichtig, sportliche Ziele zu haben, damit man motiviert bleibt. Und man sollte einfach akzeptieren, dass man älter wird - das wäre besser und viel einfacher... oder auch nicht ;)

Viele Läufer spielen mit dem Gedanken, einmal an einem Trail teilzunehmen. Was sind deine drei wichtigsten Tipps, damit dieses Vorhaben gelingt?

  • Ausdauersportarten müssen ein Ausgleich bleiben und nicht zur Besessenheit werden.
  • Dein Körper ist immer die mechanische Ausführung von dem, was in deinem Kopf passiert – vernachlässige ihn nicht!
  • Immer nur reden, bringt nichts...
 


Als Sportdirektor des Triathlon Lausanne bist du nach wie vor eng mit dem Triathlon verbunden. Welches sind die grössten Herausforderungen heute aus der Sicht des Organisators?

Mein Chef! Nein, ernsthaft: Bei der Organisation der Triathlonmeisterschaften in Lausanne 2019 hatte ich zwei verschiedene Aufgaben. Zum einen musste ich das Budget verwalten - kein wirklich glamouröser Job, aber unumgänglich, damit es diesen Triathlon auch in Zukunft noch geben kann.

Auf der sportlichen Seite wurde ich von einem unglaublichen Team unterstützt, ohne das dieser Event nicht hätte stattfinden können. Es bestand aus Sportbegeisterten und unglaublich kompetenten Menschen, die in verschiedenen Bereichen bei der Stadt Lausanne arbeiten. Mit diesen Voraussetzungen war nichts unmöglich und zusammen mit dem unbändigen Willen, alles richtig zu machen, bekommst du jede Challenge gemeistert. Die Ausgabe 2019 war sportlich gesehen ein toller Erfolg und eine fantastische menschliche Erfahrung. Diese positive Energie nehmen wir mit für die Zukunft des Triathlon Lausanne.

Du kennst die Triathlonszene wie deine Westentasche. Wie hat sich der Sport in den letzten Jahren entwickelt? Und wie die Anforderungen an die Athleten?

Die Dichte an Hochleistungsevents (ITU und IRONMAN) hat in den letzten Jahren dank der Professionalität der Athleten und Strukturen weiter zugenommen. Ich verfolge nach wie vor begeistert die Leistungen der Top-Athleten und zolle allen Respekt und Bewunderung, die trotz der Schindereien, die Hochleistungssport zwangsläufig mit sich bringt, nicht aufgeben.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Das Geheimnis ist: Im Sport gibt es keine ultimative Wahrheit! Jeder glaubt an etwas anderes. Mein Motto ist: Sex, NO Drugs and Rock & Run.

Foto: ZVG